1949 - 1959

Auf Anregung einiger Fußballfreunde, insbesondere des Kameraden Otto Glatz, wurde am 13. März 1949 im Gasthaus des Herrn Otto Kaiser der Sportverein Wagenhofen mit dem Sitz in Wagenhofen gegründet. So beginnt das Protokoll über die Gründungsversammlung des Sportvereins Wagenhofen/Ballersdorf. 30 Fußballinteressierte hatten sich eingefunden, teils Einheimische, teils Heimatvertriebene, aus den Ortschaften Wagenhofen, Ballersdorf, Hardt, Altmannstetten, Neustetten und Sehensand.
Als Gründungsmitglieder werden im Protokoll genannt:
Abeska Josef, Appel Max, Brey Franz, Finkbeiner Willi, Fricke Ernst jun. Glatz Otto, Hartmann Otto, Heckl Adolf, Heckl Andreas, Heckl Martin, Heckl Xaver, Hentschel Josef, Hohl Fritz, Kaiser Otto, Kantor Adolf, Klinger Alfred, Lukas Johann, Nauderer Oskar, Pallmann Jakob jun., Pallmann Mathäus, Rauscher Josef, Riedelsheimer Kaspar jun.,
Ruf Rudolf, Siebert Günter, Specht Edmund, Stemmer Alfred, Suthof Wolfgang, Thöndel Ernst, Weiß Johann, Zehnder Paul. Die einstimmig erfolgte Wahl ergab folgende Vorstandschaft:
1. Vorsitzender Edmund Specht
2. Vorsitzender Rudolf Ruf
Schriftführer und Kassier Alfred Klinger
Spiel- und Jugendleiter Adolf Kantor
Beisitzer Otto Kaiser, Ernst Thöndel

 

Der Mitgliedsbeitrag wurde für aktive und passive Mitglieder über 18 Jahre auf mtl. 1,- DM, für Arbeitslose und Jugendliche von 14 -18 Jahren auf mtl. 0,50 DM und für Jugendliche unter 14 Jahren auf mtl. 0,30 DM festgelegt. Die Eintrittspreise zu den Spielen wurden mit 50 Pfennig für Nichtmitglieder, 30 Pfennig für Mitglieder, Jugendliche und Arbeitslose, sowie 10 Pfennig für Schüler bis 14 Jahren festgesetzt. Die Vorstandsmitglieder Kantor, Thöndel und Klinger wurden in ihrer Eigenschaft als Gemeinderäte ersucht, sich bei der Gemeinde Wagenhofen für die Überlassung eines als Sportplatz geeigneten Gemeindegrundstückes einzusetzen. Die Platzherrichtung sollte dann in Gemeinschaftsarbeit erfolgen. Bereits drei Tage später wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung abgehalten. Die Ballersdorfer Kameraden, die im neuen Verein eine starke Gruppe waren, beantragten eine Namensänderung in Sportverein Wagenhofen-Ballersdorf, die auch einstimmig beschlossen wurde. Desweiteren wurde ihr Antrag angenommen, auch bei der Gemeinde Ballersdorf um ein Gelände für einen Sportplatz vorstellig zu werden. Nachdem die Gemeinde Wagenhofen in der Sitzung vom 27. März 1949 einen positiven Bescheid hinsichtlich der kostenlosen und leihweisen Überlassung eines Teils der Viehweide als Sportplatz gab, bemühte man sich um eine dauernde Regelung und verzichtete auf einen Platz in Ballersdorf. Wie aus dem Protokoll ersichtlich, war das zur Verfügung gestellte Gelände Gänse- und Sauweide. Uneben, mit tiefen Kuhlen, in denen sich die Schweine suhlten, dazu teilweise sehr nass, präsentierte sich das Gelände. Auffüllmaterial war knapp, so daß das Angebot der Gemeinde, den dort lagernden Schutt zu verwenden dankend angenommen wurde. Da man aber auf diesem Material noch nicht spielen konnte, benötigte man noch Humus. Dieser mußte mit Ochsenfuhrwerken aus der Nähe des Dachsholzes angefahren werden. Es muß eine gewaltige Energieleistung gewesen sein, denn bereits am 18. April, also 5 Wochen nach der Vereinsgründung, fand die Platzeröffnung statt. Hierzu hatte man sich den im selben Jahr gegründeten SV Sinning eingeladen. Die Reservemannschaft verlor mit 0 : 1, die erste Mannschaft zog mit 3 : 5 den kürzeren.

 


Marsch zum Sportplatz, wahrscheinlich 1953
gegnerische Spieler sind nicht bekannt; v. links: 2. Vorstand Pallmann Jakob sen., Spielleiter Fricke Ernst, Pallmann Jakob jun.,
1. Vorstand Meier Anton, dahinter halb verdeckt der TW der nicht bekannt ist, Habermeyer Ludwig, Lichtenstern Ignaz, Martin Alfons, unbekannt,
Herrmann Josef?, Stanek Franz, Pallmann Mathäus


Insgesamt trug die 1. Mannschaft bis zum Jahresende 19 Freundschaftsspiele aus, wobei 3 Unentschieden und 16 Niederlagen zu verzeichnen waren. Gegner waren zum Beispiel heute nicht mehr existierende Vereine wie FC Heinrichsheim, BC Hütting und FC Walda. Auch der FC Ehekirchen und der SV Untermaxfeld lösten sich zwischenzeitlich auf und wurden erst später wiedergegründet. Die höchsten Niederlagen waren 0:6 gegen VfR 1. Jgd., 1:7 in Rennertshofen, 1:9 gegen Zell/Bruck und 0:8 gegen BC Hütting beim Pokalturnier in Ried. Die 2. Mannschaft bestritt 12 Freundschaftsspiele, 4 Siegen standen 8 Niederlagen gegenüber. Die höchsten Niederlagen gab es hier mit 1:13 gegen VfR 2. Jgd., 1:10 gegen Karlshuld II und 0:9 gegen Grasheim II. Eine Besonderheit aus der Gründerzeit verdient ebenfalls erwähnt zu werden. Manche Kameraden waren so arm, daß sie sich keine Fußballschuhe kaufen konnten. Ihnen wurde vom Verein ein Darlehen gewährt, das sie dann teilweise wirklich Zehnerlweise abstotterten. Zum 1. Verbandsspiel mußte die 1. Mannschaft des SVW am 28. August 1949 in Weichering antreten, wo es mit 0:6 auch gleich eine klare Niederlage setzte. Doch schon am 2. Spieltag gelang zuhause mit 2:0 gegen den FC Ehekirchen der 1. Sieg überhaupt für die 1. Mannschaft des jungen Vereins. Im weiteren Verlauf der Vorrunde gelangen noch 3 Unentschieden, die übrigen Spiele gingen verloren, wobei man am letzten Spieltag vor der Winterpause beim FC Ehekirchen mit 1:9 die saftigste Klatsche erwischte. Eine Tabelle aus dieser 1.Verbands-runde ist nicht vorhanden, aus eigenen Aufzeichnungen geht der Punktestand von 5:21 P. bei einem Torverhältnis von 10:50 Toren zur Winterpause hervor. Für die 2. Mannschaft gab es noch keine Verbandsspiele. Auch eine Schüler- und Jugendmannschaft wurden ins Leben gerufen, welche im Juni 1949 den Spielbetrieb aufnahmen. Die Schülermannschaft verlor alle 5 Freundschaftsspiele, Verbandspiele gab es noch nicht. Die Jugendmannschaft bestritt 11 Freundschaftsspiele und war mit 6 Siegen, 1 Unentschieden und 4 Niederlagen die erfolgreichste Mannschaft. Und sie konnte sich in den Verbandsspielen weiter steigern, so daß sie zur Winterpause nach 6 Siegen und 3 Unentschieden mit 15:3 P. und 31 :8 Toren Halbzeitmeister war und am Saisonende die Meisterschaft feiern konnte.

 

Trotz dieser ersten Erfolge war man aber anscheinend weit von einem harmonischen Vereinsleben entfernt. Der Spiel- und Jugendleiter trat nach Streitigkeiten mit der Vorstand- schaft nach zweieinhalb Monaten von seinem Amt zurück und aus dem Verein aus. Der Kassier und Schriftführer gab den Kassierposten wegen Arbeitsüberlastung nach drei Monaten wieder ab. Weitere zwei Monate später hörte er angeblich aus gesundheitlichen Gründen auch als Schriftführer auf. Der Gipfel wurde dann im November 1949 erreicht, als der 1. Vorstand Edmund Specht wegen der Streitigkeiten mit dem ehemaligen Spiel und Jugendleiter Adolf Kantor, die gar gerichtsmäßig ausgetragen wurden, von seinem Posten zurücktrat und sogar kurzzeitig aus dem Verein austrat. So wurde dann bereits am 6. Januar 1950 die 1. ordentliche Jahreshauptversammlung abgehalten. Aus dem Rechenschaftsbericht geht hervor, daß der Verein zu der Zeit 74 Mitglieder hatte. Diese gliedern sich in 41 Aktive (25 Sen., 16 Jgd. ) 8 Schüler, 24 Passive (Sen. u. Jgd.) und 1 Ehrenmitglied. Abgehalten wurden 22 Ausschußsitzungen, 5 Mitgliederversamm-lungen, 39 Spielerversammlungen, 3 Tanzveranstaltungen und 1 Weihnachtsfeier. Der Kassenbericht wies Einnahmen in Höhe von 2.211,31 DM aus. Dem standen Ausgaben von 2.149,41 DM gegenüber. Der Kassenbestand betrug 61,90 DM. Der Verein hatte Forderungen von 75,--DM (Schuhgeld?) und 20,-- DM Schulden. Bei den Neuwahlen wurden dann die Weichen für eine kontinuierlichere Arbeit innerhalb der Vorstandschaft gestellt, denn der neue 1. Vorstand Anton Meier und sein Vize Jakob Pallmann sen. sollten für lange Jahre die Geschicke des Vereins bestimmen. Ein warmer Regen für die Vereinskasse war im Februar 1950 ein Totozuschuß von 1.000,-- DM, den man bei der Spar - und Darlehenskasse Wagenhofen - Ballersdorf anlegte. Der Verein bemühte sich, durch gesellige Veranstaltungen Geld in die Kasse zu bekommen. Gleichzeitig wurde dadurch die Integration der zahlreichen Heimatvertriebenen in die örtliche Gemeinschaft etwas erleichtert. So gelang es dem jungen Verein durch die Durchführung eines Faschingsspieles mit dem Titel „Hawai gegen Oberbayern“ manche Skeptiker unter den alteingesessenen Dörflern für den Fußball zu gewinnen.

Im Juni 1950 beschloß man, das Sportgelände mit einem Stangenzaun zu umgeben. Der Sportkamerad Michaelis Ernst erklärte sich bereit, für den Betrag von 40,-- DM diese Arbeit (Schälen d. Stangen u. anbringen) zu machen. Zu den Auswärtsspielen wurde im Normalfall mit Fahrrädern gefahren, war die Entfernung etwas größer, wurde schon mal ein Bus genommen. In der Ausschußsitzung vom 25. 6. 1950 wurde Omnibusunternehmer Otto Schiele aus Neuburg einstimmig zum Vereinsfahrer bestimmt.

In der Saison 1951/52 wurden die C- und B-Klasse umgebildet, wahrscheinlich lösten sich einerseits Vereine wieder auf, neue wurden gegründet, und mußten eingegliedert werden. Anscheinend wurde dem Verein angeboten, künftig in der B-Klasse zu spielen, denn in einer Mitgliederversammlung am 27. 5. 1951 wurde über den Aufstieg abgestimmt. Mit 15 : 5 Stimmen entschied man sich für den Verbleib in der C-Klasse. 1952 wurden in einer Sitzung die Fahrten zu Auswärtsspielen angesprochen, es sollte wieder mehr mit Fahrrädern gefahren werden. Die Busfahrten belasteten die Vereinskasse zu stark. Im März 1953 wurde die Verbandsrunde für Jugendmannschaften vom Verband eingestellt, die Zahl der Mannschaften war zu gering. Vom Sportverein Wagenhofen wurde daraufhin eine Juniorenmannschaft (teilweise kombiniert mit Jugendlichen und Seniorenspielern) gemeldet, die außer Konkurrenz an den Verbandsspielen in der C-Klasse Ost III teilnahm. Zu einem Pokalturnier am 1. u. 3. Mai 1953 hatte man den SV Grasheim, FC Heinrichsheim und SpVgg Obermaxfeld eingeladen. Die Ergebnisse lauteten: SVW - Grasheim 1:4, Heinrichsheim - Obermaxfeld 2:0, SVW - Obermaxfeld 4:3 und das Endspiel Grasheim - Heinrichsheim 1:0.

Ernst Fricke war nicht nur Schiedsrichter, sondern anscheinend auch Spielgruppenleiter für die Jugendgruppen Neuburg (Burgheim, Oberndorf, Rain, Ried, Straß) und Ost III (Neuburg III, Zell/Bruck, Brunnen, Weichering) Im Verbandspokal erwartete man den TSV Rain, dieser trat aus finanziellen Gründen nicht an. Dadurch war der SVW in der 2. Runde, in der man in Sinning 3:0 gewann. In der nächsten Runde unterlag man zu Hause dem TSV Burgheim mit 3:6. Erwähnenswert hierzu, daß es wegen der Spielabrechnung anscheinend Differenzen gab, weil man den Fall an den Verband weiterleitete. Da durch zwei Seniorenmannschaften mehr Busse für Auswärtsfahrten nötig sind, beschloß man mehr Tanzveranstaltungen durchzuführen, um Geld in die Kasse zu bekommen. Deshalb mußten auch sämtliche Kameraden, die ein Motorrad besaßen, den Bus benutzen.

Im Juni 1954 heißt es in einer Ausschußsitzung: Wenn ein guter Tormann in den Verein eintreten will wird er aufgenommen, andere Spieler werden vorerst nicht aufgenommen. Und auch das gab es damals; für ein Pokalturnier an den Osterfeiertagen 1955 in Burgheim wurden folgende Abmachungen getroffen: Ein Freundschaftsspiel in Wagenhofen und am 2. Tag freie Fahrt für 13 Spieler mit der Bahn von Neuburg nach Burgheim. Am 19. u. 22. Mai 1955 nahm man an einem Pokalturnier in Grasheim zusammen mit Karlshuld u. Hohenwart teil (ohne besondere Abmachungen) und wurde 2. Sieger. Sitzung im Cafe Schweiger in Karlshuld am 8. Juni 1955; Tagesordnungspunkt: Donaumoos-Wanderpokal und Ost III-Pokal.

Von den geladenen Vereinen waren anwesend: SV Grasheim (Frederich), SV Klingsmoos (Späth), SV Sinning (Ketterle jun.), SV Wagenhofen (Fricke), SV Weichering (Reinold), SV Karlshuld (Geier). Die Vereinsvertreter kamen zu folgenden Beschlüssen: Die SEV Donaumoos übernahm die Neustiftung des Pokales, als Austragungsort wurde Klingsmoos bestimmt. SV Sinning und SV Wagenhofen erklärten ihre Bereitschaft zur Teilnahme an den 6. Donaumoos Wanderpokalspielen. Der SV Klingsmoos übernimmt die Beschaffung des Pokals und will auch den SV Langenmosen zur Teilnahme auffordern. Die nicht zur Sitzung erschienenen Vereine sollen bis 15. Juni ihre Stellungnahme über Teilnahme abgeben. Die Ost III-Pokal Teilnehmer stiften den Pokal als 2. Preis für den Donaumoos-Wanderpokal, da durch Auflösung bzw. Ausscheidung verschiedener Vereine aus der Pokalrunde dieser Pokal nicht mehr in dieser Form ausgetragen werden kann. Für den SV Wagenhofen als Pokalverteidiger wird eine würdige Stiftungsurkunde erstellt. Ein tragischer Verkehrsunfall überschattete die sportliche Arbeit des Vereins in Jahre 1958. Am 26. Mai erlag der Spielführer der 1. Mannschaft, Mathäus Pallmann, seinen schweren Verletzungen bei einem Unfall mit seinem Motorrad. Durch den Verzicht des Meisters SV Bayerdilling erhielt der SV Wagenhofen als Vizemeister das Aufstiegsrecht.


Freundschaftsrückspiel in Bonstetten
vorne beginnend von links: Glatz Franz, Erlebach Siegfried, Walter Herbert, Pallmann Adolf, Heckl Martin, Krüger Siegfried, Fricke Ernst,
Heckl Adolf, Seyßler Hans, Trescher Franz, Leidl Franz, Moser Max, Martin Alfons

Ein Achtungserfolg Pfingsten 54; im Freundschaftsspiel gegen VfR Neuburg ein 1:1!
von links: Mannschaftskapitän Mathäus Pallmann, TW Kasper Riedelsheimer, Jakob Pallmann, Franz Glatz,
Franz Trescher, Erwin, Geier, Franz Huber,
Ludwig Habermeyer, Adolf Heckl, Martin Heckl, Georg Lassel, Trainer Abi Schaupp